Wavellit aus Altmannsgrün / Schloditz bei Oelsnitz im Vogtland
Der Wavellit scheint uns in den letzten Jahren magisch anzuziehen. Nach den ausgezeichneten Funden in Gattendorf und Schönheide sollten wir unser Glück in diesem Jahr in den „Altmannsgrüner Kieselschiefern" finden. Diese silurischen Ablagerungen ziehen sich wie ein Gürtel halbkreisförmig in verschieden mächtigen Lagern vom Oelsnitzer Engelspöhl über Hartmannsgrün, Altmannsgrün, Schloditz hinüber nach Plauen. Das Gestein wurde bis vor etwa 40 Jahren in mehreren kleinen Brüchen in allen genannten Orten abgebaut. Mineralogischen Ruhm erlangten dabei besonders die Kieselschiefervorkommen von Altmannsgrün-Schloditz wegen ihrer herausragenden Phosphatbildungen.
Die heute schon stark überwachsenen Altmannsgrüner Kieselschieferbrüche befinden sich direkt an der Straße von Oelsnitz nach Theuma. In den 30-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurden hier Wavellitrosetten mit einem Durchmesser bis zu 3 cm! gefunden.
Diese Sammlungsetiketten geben Rechenschaft, daß der Wavellit aus Altmannsgrün schon vor langer Zeit ein begehrtes Sammelobjekt war und in den bedeutensten Sammlungen vertreten ist.
Aber auch in den letzten Jahren wurden immer mal wieder Wavellitfunde aus diesen alten Brüchen bekannt. Wir selbst schürften 1993 an einer höffigen Stelle direkt hinter dem ersten Wohnhaus und fanden im Anstehenden eine Wavellitkluft.
Da der Grundeigentümer aber keine großflächigeren Grabungen zuließ und mit kritischem Blick stündlich unseren sich vergrößernden Schurf betrachtete, setzte er am zweiten Grabungstag dem Vorhaben ein Ende. 1995 entdeckten wir im hinteren Teil des Bruches nach einem Einzelfund unter einem Dornenbusch eine Stelle mit schönem grünen feinkristallisierten Variscit (Messbach-Typ) nach Grabungen im dahinter anstehenden Schiefer.
Im Frühjahr 1994 wurde im Bereich des alten Bahnwärterhäuschens ein Abwassersammler verlegt und somit die legendäre Türkisstelle angeschnitten. Dies war ein riesen Glück für uns Sammler. Es konnten nochmals einzigartige Stufen dieses Minerals geborgen werden, wie es wohl Jahrzehnte nicht mehr möglich war.
Einige hundert Meter nordöstlich befindet sich die große Milchviehanlage "APROHA", zu Schloditz gehörend und auf Kieselschiefer gegründet. Bei den Bauarbeiten der Stall -und Siloanlagen Mitte der 70-er Jahre gelangen hier ausgezeichnete Funde von gelbgrünen bis strohgelben Wavellit in Kugeln und Rosetten bis über einen Zentimeter Durchmesser. Der Wavellit war fast ausschließlich an Klüfte und Gänge aus Quarz gebunden.
Im Herbst 2001 starteten dann erneut Bauarbeiten im Stallgelände. Eine Biogasanlage sollte entstehen und noch gegen Ende des Jahres begannen die ersten Einschnitte ins Erdreich zur Gründung der Hochbehälter. Die hier bloßgelegten Kieselschiefer führten zwar Phosphate, jedoch nur in derben Krusten. Im März 2002 waren die Fundamente bereits gegossen. Letzter Hoffnungsschimmer war nun noch ein ca. 40 Meter langer und etwa 1,30 Meter tiefer Graben für eine Rohrleitung von der Biogasanlage zum Heizhaus. Wieder waren täglich Kontrollen der Baustelle von Nöten. Alles Kieselschiefer, jedoch keine Phosphate im Aushub. Am 4. April spät nachmittags entdeckte ich dann im Haufwerk einige Quarzbrocken, die mit einem sehr zähen Ton miteinander verbacken waren. Nach dem Aufschlagen konnte ich meinen Augen nicht trauen. Es leuchtete mir grüner Wavellit entgegen. Der meist weiße Quarz war stark gerissen und führte praktisch auf jeder Kluft die Kugeln und Rosetten des Wavellits. Dabei bestach das Mineral durch seine intensiv grüne Farbe, wie ich sie vorher noch bei keinem Wavellit aus dieser Gegend gesehen hatte. Die radialstrahligen Bildungen erreichten einen Durchmesser bis zu vier Millimeter und waren in einigen Fällen von einer dünnen graugrünen Variscitschicht überlagert. Auch fanden sich selten bis zwei Millimeter große Bergkristalle mit aufgewachsenen Wavellit. Noch am selben Abend konnte ich Jörg mit diesem Fund überraschen.
Am darauffolgenden Tag versuchten wir gemeinsam die Quarzader im Anstehenden des Grabens zu finden. Dies gelang auch, doch war hier mit Handarbeit wenig auszurichten, da der Quarz in einer festen tonigen Störungszone eingelagert war. Auch war der Unterbau für die Rohrleitung schon eingebracht, so dass man nicht in die Sohle graben konnte. Wir begnügten uns damit den gesamten Aushub aus diesem Bereich durchzuarbeiten und fanden noch einige gute Stufen.
Im weiteren Verlauf des Grabens kam es zu keinerlei Funden mehr. Die Biogasanlage ist fertiggestellt und wird bald in Betrieb gehen.
Für die Genehmigung zum Betreten des Betriebsgeländes möchten wir uns recht herzlich bedanken beim Geschäftsführer Herrn Kühn und dem Tierarzt Dr. Scheinert.