Anatas und Sphen aus Bösenbrunn bei Oelsnitz
Neufund Bösenbrunn: Anatas und Sphen

Im benachbarten Oberfranken gelangen immer wieder Funde gut ausgebildter Titanmineralien in den Diabasbrüchen. Unvergessen geblieben ist dabei sicher das Feilitzscher Vorkommen, das 1987 die wohl schönsten und größten Anataskristalle Deutschlands lieferte. Auch aus den ostthüringischen Diabasen, speziell der Schleizer Umgebung, sind Funde von Anatas bekannt geworden.
Aus dem sächsischen Teil des Vogtlandes hörte man dagegen jedoch kaum etwas über derartige Vorkommen. Ausnahme bilden ein Fund vom Adorfer Sammler Rico Schaller, der 1988 winzige Anatase auf einer Probe aus dem schon gebrochenen Haufwerk der Bösenbrunner Diabasbrüche entdeckte, aber somit die genaue Fundstelle nicht lokalisieren konnte. Weiterhin fand Edwin Anger aus Röslau 1998 einige Stücke, die mit vielen kleinen Anatasen besetzt waren ebenfalls in Bösenbrunn, konnte aber auch hier die anstehende Fundstelle nicht ausmachen.
Und so machten wir uns einmal daran die kleinen Gänge und Klüfte, die von den meisten Sammlern keine Beachtung finden, genauer zu untersuchen. Wir schafften Proben nach Hause, säuberten, ätzten und betrachteten alles unter dem Mikroskop. Der Erfolg stellte sich ein. Wir fanden den gesuchten Anatas, jedoch in kleinsten Kristallen, die man kaum mit bloßem Auge ausmachen konnte.
Es vergingen noch einige Wochen bis zum 20. Mai 2001, als ich wiedermal einige Stücke von der vormittäglichen Bösenbrunner Steinbruchbefahrung mit nach Hause nahm. Die Proben stammten allesamt von einer Kluft und waren mit einer Lehmschicht überzogen. Nach dem Abbürsten konnte ich einen Freudenschrei nicht unterdrücken. Es zeigten sich stark glänzende Anatasdoppelpyramiden mit Größen zwischen ein und zwei Millimeter, auf einer Stufe sogar fast drei Millimeter lang. Die dunkelgelben bis hellbraunen(bernsteinfarbenen) Kristalle fanden sich in Paragene mit Quarz und selten Pyrit, hin und wieder saßen sie auch völlig allein auf dem Diabas. In den gesamten Monaten bis zum jetzigen Zeitpunkt schürften wir immer wieder an unserer „Anataskluft", bis diese abgebaut war. Und obwohl sich das Mineral auch auf den vielen Nebenklüften fand, erreichten nur die Kristalle der „Anataskluft" Millimetergröße.
Auf unserer Suche nach den Titanmineralien gelang ein weiterer Neufund im Bösenbrunner Bruch: Auf der oberen Sohle des Abbaues Hoher Hut entdeckten wir im April des vorigen Jahres kleine gelbe durchsichtige, keilförmig bis briefumschlagartige Titanite( In dieser Ausbildung wird der Titanit umgangssprachlich als Sphen bezeichnet). Die bis einen Millimeter großen Kristalle fanden sich in einem Zwickel mehrerer Pillowlavabildungen. In diesem Zwickel schien der Diabas zerbrochen und später wieder verwachsen zu sein. Im Gegensatz zum Anatasfund waren die Sphenkristalle nur auf diese eine lokale Stelle begrenzt und an der gesamten Bruchwand nicht wieder zu finden.
Einige Monate später im August glückte dann ein zweiter solcher Fund eine Sohle tiefer nach einer Sprengung . Neben den Sphenen fanden sich hier noch Anataskristalle. Diese hatten jedoch einen tafligen Habitus und waren winzig klein (unter einen halben Millimeter). Jedoch bestachen sie unter dem Mikroskop durch ihre knallrote Färbung.

Insgesamt, im Zeitraum von fast einem Jahr und unzähligen Arbeitsstunden, fanden sich nur wenige Stücke mit Anataskristallen über einen Millimeter. Diese bilden jedoch außerordentlich gute Stufen für unser Sammelgebiet des Vogtlandes. Aber auch die gelben Sphene und tafligen roten Anatase sind ein Hochgenuss unterm Mikroskop.


Nachtrag : In den Bösenbrunner Steinbrüchen ist immer noch strengstes Sammelverbot. Die beschriebenen Funde wurden alle über einen größeren Zeitraum der letzten Jahre gemacht. In dieser Zeit war das Sammeln von Mineralien erlaubt. Dafür möchten wir uns nachträglich bei der Geschäftsleitung und den Mitarbeitern des Steinbruches recht herzlich bedanken.