Die Mineralienfunde vom Bau des Cainsdorfer Wasserkraftwerkes

Verlässt man Zwickau - Planitz in südlicher Richtung, fährt man durch den Ort Cainsdorf an der Zwickauer Mulde. Im Jahr 1998 wurde hier mit dem Bau eines neuen Wasserkraftwerkes begonnen. Zufällig erfuhr ich an einem Tag im Mai 1998 von Tiefbauarbeiten in Cainsdorf, verbunden mit einem Fund von Steinkohle.
Da in Zwickau in der Nähe von Steinkohle manchmal Toneisenmandeln mit einer interessanten Mineralisation ( Zinkblende, Whewellit u. a. ) vorkommen, packte ich wenige Minuten später mein Werkzeug zusammen und fuhr an den Ort des Geschehens. Die Arbeiten waren in vollem Gang und es wurden große Halden aufgeschüttet.
Nach dem ersten Rundgang war zu erkennen, dass es sich bei dem schwarzen Geröll nicht um Kohle, sondern um einen verkieselten, fossilienfreien Schiefer handelte ( vermutlich aus dem Ordovizium ). Reste von Toneisenmandeln waren kaum zu finden. Ein Einstieg in die etliche Meter tiefe Baugrube zeigte viele gestörte Gänge bis ca. 15 cm Mächtigkeit, die meist aus Quarz und Dolomit bestanden. Weiterhin waren Gesteinspartien enthalten, die mehrfach zerbrochen und wieder verkittet waren. In diesen Bereichen sowie in den Gängen fanden sich manchmal schmale Drusen bis 20 cm Länge. Da dieses Vorkommen kaum andere Sammler interessierte, war bis in den Herbst ein stressfreies Arbeiten möglich ( abgesehen von einigen „witzigen" Bemerkungen einzelner Bauarbeiter).


Die Mineralien

Die häufigsten kristallisierten Minerale waren weißer Dolomit und Kupferkies bis jeweils
5 mm. Ausnahmsweise konnten Stufen bis reichlich 10 cm Größe geborgen werden, auf denen der Kupferkies intensiv metallisch blau angelaufen ist. Unter dem Mikroskop ist dies ein sehr schöner Anblick, besonders in Paragenese mit Zinkblende. Zinkblende trat relativ selten auf und bildete dunkelrote Kristalle bis 5 mm. In dieser Größenordnung kamen außerdem Pyrit und Siderit vor. Einmalige Funde waren cm - große blättrige Barytkristalle in einem größeren Block im Haldenmaterial, Malachit in mm - großen Kügelchen sowie kleine Gipskristalle. Die besten Fundmöglichkeiten bestanden beim Zerschlagen größerer Brocken. Zeitweise war das interessante Material mit Muldeschotter und schwarzem Schiefer - Schlamm vermischt. Die daraus resultierenden hartnäckigen Verschmutzungen an den Händen konnten trotz intensiver Bemühungen nicht gleich bei der ersten Reinigung entfernt werden und zeugten noch nach Tagen von der Arbeit.

Kupferkies-kristalle
Bildausschnitt : ca. 4cm

Die Millerit - Stufe

Schon nach dem ersten Besuch überlegte ich, welche Minerale an dem Fundpunkt überhaupt vorkommen könnten. Dabei dachte ich auch an die Gemeinsamkeiten zu dem Vorkommen in Kladno (Tschechische Republik) und die dortigen Milleritfunde. Im Verlauf der Wochen begrub ich jedoch schnell derartige Hoffnungen.
Anfang Oktober 1998 waren die Bauarbeiten bereits weit fortgeschritten und die Halden größtenteils abgefahren. Daher besuchte ich den Fundpunkt immer seltener. Am 4. Oktober spazierte ich nach einem kräftigen Regen über die Haldenreste. Dabei fand ich ein Gang-
stück mit einer kleinen Druse mit Dolomit und freistehenden, cm - langen messinggelben Nadeln - eindeutig Millerit.
Nach 6 Monaten regelmäßigem Besuch des Fundpunktes und der Untersuchung der Stücke unter dem Mikroskop ohne eine Spur dieses Minerals war mein Nervenkostüm zum Fundmoment entsprechend strapaziert. Eine Wölbung an dem Gangstück ließ auf eine weitere Druse hoffen. Nach dem schonenden Entfernen des „Deckels" konnte ein weiteres Millerit - Büschel freigelegt werden. Dabei entstanden noch 3 kleine Micromounts. Trotz nochmaliger Kontrolle aller Stücke und der peinlichsten Untersuchung des Fundortes blieb es bei dem Einzelfund. Auch die Nachfrage bei anderen Sammlern und im Zwickauer Museum über eventuelle frühere Millerit - Funde blieben bisher ohne Ergebnisse.

An Informationen von weiteren Millerit - Funden in Zwickau wäre ich sehr interessiert.



Zinkblendekristall
ca.: 5mm
Milleritnadeln bis 1cm