DIE ACHATVORKOMMEN IM RAUM ZWICKAU


Wohl jeder kennt die berühmten sächsischen Achatfundpunkte wie St. Egidien, Halsbach, Schlottwitz und andere Vorkommen. Achate aus dem Zwickauer Gebiet fanden sich bisher jedoch nur selten in mineralogischen Aufzeichnungen. Die interessantesten Funde aus den letzten 10 Jahren blieben meist unberücksichtigt, obwohl bei Bauarbeiten eine Vielzahl von verschiedenen Achaten geborgen werden konnte. Die Informationen in der aktuelleren Literatur stammen meist noch aus dem 19. Jahrhundert und sollen hiermit ergänzt werden.

Geologischer Überblick

Die Rotliegendschichten der Umgebung von Zwickau enthalten u. a. Melaphyr, Porphyrtuff und Pechstein. Vorkommen dieser Gesteine befinden sich hauptsächlich in Planitz, Cainsdorf, Stenn, Schedewitz, Oberhohndorf, Reinsdorf, Friedrichsgrün und Vielau. Nicht in jedem Vulkanitvorkommen sind auch Achate zu finden.
Die Fundpunkte liegen in der Regel auf dem anstehenden Vulkanit. Ein Transport herausgewitterter Achate im Zwickauer Raum konnte bisher nur über unbedeutende Entfernungen beobachtet werden (weniger als 50 m). Naheliegend wäre ein Transport von Achaten durch die Zwickauer Mulde, die die Vulkanite abträgt. Tatsächlich wurden in den Sedimenten flußabwärts auch in größerer Entfernung bereits Achate mit einer großen Ähnlichkeit mit Zwickauer Achaten gefunden.



Achate von Planitz

Die Planitzer Achatvorkommen sind an eine Pechsteinlinse von ca. 300 m Länge gebunden. In vergangenen Jahrhunderten wurde dieses Gestein für verschiedene Gebäude, u. a. der Zwickauer Stadtmauer, genutzt. Die hier auftretenden Kugeln können bis 25 cm Durchmesser erreichen, wobei Exemplare dieser Größe fast nie mit Achat gefüllt sind. Interessanter sind etwa faustgroße Bildungen, die oft mit blau-grauem (auch andersfarbigem) Chalzedon oder Achat sowie Amethyst gefüllt sind. Teilweise kann der Uruguay-Typ beobachtet werden. Weitere Bestandteile sind halbkugelige Aggregate (Calcit, Zeolith?) und ein violettes Mineral, bei dem es sich vermutlich um Flußspat handelt. Der Pechstein der meisten Kugeln hat eine dunkle Färbung; als Seltenheit kommen hell gefärbte Exemplare vor. Doppelte Kugeln sind eine große Ausnahme. Die dichte Bänderung in einigen Achaten verursacht manchmal eine Art Katzenaugeneffekt.

Die Ausschußquote kann bei der Bearbeitung recht hoch sein, was sich bei der großen Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Sägen als ungünstig erweist. Eine Auswahl kann vorher getroffen werden, wenn die Bänderung der Kugeln beachtet wird. Natürlich kann trotzdem niemand in die Kugeln hineinschauen.

Im gleichen Vorkommen existieren auch Achatgänge bis 30 cm Mächtigkeit. Vorherrschende Farben sind rot, braun, orange und blau-grau. Selten ist auch Amethyst enthalten. Ein großer Teil der Gänge lohnt oft nicht zur Bearbeitung. Die besten Gangachate stammen aus den Jahren 2000/2001 vom Bau eines Baumarktes. Ein größerer Gang ließ sich praktisch über die gesamte Baustelle verfolgen. In diesem zeigten sich manchmal Achat-Linsen von sehr schöner Bänderung mit einer breiten Palette an Farbzusammenstellung und Aufbau. Häufig wechseln Achatbänder und Quarz ab. Obwohl der Pechstein tiefgründig verwittert ist, war die Bergung nicht immer einfach. In dem zähen Lehm waren die Achate oft wie festgeklebt. Bei trockener Witterung wie Beton, bei nassem Wetter verwandelten sich die Baustellen in Schlammgruben, aus denen sich die Baumaschinen oft gegenseitig herausziehen mußten.
Als Besonderheit kamen Achate vor, die unter der UV-Lampe intensiv gelb-grün fluoreszieren. In kleinen stehenden Gängen bildete sich manchmal der Uruguay-Typ.
Ein vergleichbares Vorkommen sind die Achate von Altendorf bei Chemnitz.

Die ungewöhnlichste Planitzer Achatbildung sind Kugeln, die im Inneren eine Vielzahl von kleinen Achaten beinhalten. Es handelt sich dabei nicht um blasige Schlieren im Gestein, sondern um seperat gebildete Kugeln, die vom Gestein durch eine Schicht aus erdigem Chlorit und verwittertem Pechstein getrennt sind. Diese Kugeln sind sehr selten und kamen bei vielen Baustellen überhaupt nicht vor. Sie erreichen höchstens Faustgröße, eine Ausnahme ist ein Fund von 1997 ( eine zerbrochene Kugel von ca. 30 cm Durchmesser ).
Das Fundgebiet liegt inmitten von Straßen, Häusern und Privatgrundstücken. Fundmöglichkeiten bestehen nur während der aktuellen Baustellen. Deshalb können manchmal mehrere Jahre vergehen, bis überhaupt wieder einmal ein einziger Achat gefunden wird.
Die Melaphyre von Planitz können ebenfalls farbige Chalzedon- und Jaspisvarietäten beinhalten, die jedoch seltener sammelwürdig sind. Ein kleiner Achatgang befand sich auch in einem Porphyrtuff, nahe am Kontakt zum Pechstein.

Achate von Schedewitz

Die Fläche der Pechsteinlinse von Schedewitz beträgt weniger als ein Zehntel der des Planitzer Vorkommens. Dementsprechend gering war die Anzahl der geborgenen Achate, da sich auch dieses Gebiet unter Straßen, Häusern und Gärten befindet. Nachdem 1989 beim Bau eines Einfamilienhauses sehr schöne Achate zu finden waren, vergingen etwa 12 Jahre bis bei einem kleineren Bauvorhaben wieder einige Exemplare gefunden wurden.
Die Schedewitzer Achate zeichnen sich durch eine sehr deutliche Bänderung mit verschiedenen Farben aus. Der Uruguay-Typ ist häufiger anzutreffen. Die Kugeln und Linsen wittern nicht immer gleichmäßig aus dem umgebenden Gestein heraus. Teilweise erkennt man die „zukünftigen" Achate nur an einem farblichen Unterschied. Die größten Kugeln erreichen ca. 25 cm Durchmesser, wobei 10 cm große Kugeln am häufigsten sind. Leider sind diese oft rissig oder bereits zerbrochen.
Weiterhin beinhaltet der Pechstein auch schmale Achatbänder, die in kleinen Drusen Quarz (Amethyst, Rauchquarz) enthalten.
In einer alten Mauer in Schedewitz wurde früher auch der dortige Pechstein verarbeitet. Sehenswert sind die darin noch enthaltenen Achate.

Achate von Friedrichsgrün

Die Achatvorkommen dieses Gebietes entstammen dem Melaphyr. In früheren Zeiten wurden in dem Fundgebiet einige Steinbrüche betrieben. Am bekanntesten ist ein Gang, der aus grau-blauem Chalzedon besteht. Auch Jaspis wird immer wieder gefunden. Das Material ist fast immer stark rissig und die Bearbeitung lohnt sich meist nicht.
Interessanter sind Mandeln, die manchmal als Achate ausgebildet sind. Sie erreichen in der Regel 2-10 cm Länge und zeigen häufig schöne Pastellfarben. Neben Festungsachaten und dem Uruguay-Typ können auch Rauchquarz, Amethyst und Goethit enthalten sein. Bearbeitete Stücke zeigen oft die Negative ehemaliger Kristalle von Calcit und anderen Mineralen.
Im Herbst 1997 konnte im gleichen Gebiet eine Kluft im Melaphyr freigelegt werden, die Quarz und Amethyst mit Goethit enthielt.

In seltenen Fällen bilden die Mandeln einen schwarz-grün gefärbten Jaspis aus, der attraktive Stücke bilden kann. Von dieser Varietät wurden bisher nur wenige Exemplare gefunden.
In dem Fundgebiet werden mehrere Felder bewirtschaftet, die nach dem Pflügen von einheimischen Sammlern besucht werden. Da dies schon seit vielen Jahren geschieht, hat die Funddichte entsprechend abgenommen. Trotzdem können mit Ausdauer immer wieder Melaphyr-Achate gefunden werden.

Vor einigen Jahren wurden im Cainsdorfer Melaphyr bei Zwickau ebenfalls Achate gefunden.

Der Zwickauer Melaphyr enthält nicht nur Achate. Im Zwickauer Museum befinden sich ausgezeichnete Stufen mit Calcit, Quarz, Baryt und Goethit von Oberhohndorf und Cainsdorf. Diese einmaligen Funde gehören allerdings der Vergangenheit an.


Literaturhinweise:

H.-J. Blankenburg: Achat - Eigenschaften, Genese, Verwendung
VEB Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie Leipzig, 1988.


Die mineralogisch - geologischen Sammlungen des städtischen Museums zu Zwickau ( Begleitheft von 1953 )
Marcus Müller

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