Die Eisen -und Manganerze von Wiedersberg

Zu Beginn des Herbstes 2003 herrschte im Vogtland wiedermal „Fundstellenmangel", wie wir zu sagen pflegen. Die Steinbrüche lieferten derzeit kaum interessantes Material. So machten wir uns daran einen schon 1995 begonnen Schurf im alten Wiedersberger Tagebau fortzuführen. Damals fand ich dort in einem Quarzband schöne stalaktitische Bildungen von Limonit und Pyrolusit. Das Besondere daran waren die sehr schönen bunten, oft goldenen Anlauffarben. Einen Bericht darüber veröffentlichte ich damals im Lapismagazin(Jg22, Nr.9)
Ein kurzer Blick in die Vergangenheit
Flussspatabbau am „Weißen Stein"
Das kleine Örtchen Wiedersberg auf der Hälfte zwischen Plauen und Hof gelegen, ist wohl hauptsächlich durch sein Fluoritbergwerk bekannt. Rund einen Kilometer nordöstlich vom Ort stand hier am Hang zum Feilebach der hölzerne Förderturm am „Weißen Stein".Namensgebend hierfür war die mächtige Quarzrippe, die sich am Berg emporzieht und einst weithin sichtbar war(heute unter hohen Nadelwald verdeckt). Es ist das bis zu 25 Meter breite Gangsystem der „Ascher Spalte", welches hier streicht und vor allem zwischen Trogen, Wiedersberg und Sachsgrün immer wieder kleine Mittel von Fluorit, Kupfer-und Eisenerzen, zwischen Ottengrün und Sachsgrün sogar von Manganerzen (Grube „Schwarzer Kittel") aufnimmt Sehr alt ist wahrscheinlich der Bergbau auf Eisen und Kupfer am Weißen Stein in Wiedersberg, sehr jung dagegen der Fluoritbergbau. Der Bergarbeiter Wick soll das Mineral erst 1924 hier entdeckt haben. Schon ein Jahr später nahm der Bergingenieur Wilhelm Schenk den Bergbaubetrieb auf und eröffnete die Grube „Hertha". Schenk schürfte auch im weiteren Verlauf des Ganges in südöstliche Richtung und fand in der Nähe von Ebersberg (800 Meter Luftlinie) Fluorit sehr guter Qualität in nur 10 Meter Tiefe. Hier wurde der Schacht „Lothar" angelegt, der allerdings schon 1931 erschöpft war. (Übrigens Hertha und Lothar waren die Vornamen der Rittergutsbesitzer von Wiedersberg).Während der Kriegsjahre wurde eine Aufbereitung errichtet und von der Stollensohle ein Blindschacht auf 80 Meter geteuft. Mit der Verstaatlichung des Bergwerkes 1949 erhielt es nun den Namen „Patriot". Als erste produktionsverbessernde Maßnahme wurde von der Stollensohle ein Überhaun zur Erdoberfläche durchgeschlagen und die Blindschachtmaschine durch einen weithin sichtbaren Förderturm ersetzt. Mitte der 50-er Jahre arbeitete die Grube mit 60 Mann, inklusive Aufbereitung. Doch die Vorräte neigten sich dem Ende. Umfangreiche Erkundungen waren von Nöten: Von der 80 Meter Sohle wurde ein Blindschacht zur 120 Meter Sohle geteuft, eine Richtstrecke wurde von der 80 Meter Sohle nach Ebersberg, weiter zum Assenberg nach Sachsgrün gefahren und schließlich wurde auch der Gang in nordwestliche Richtung verfolgt. Doch alles brachte nicht den erwarteten Erfolg. 1960 schloss man die Grube. Alle Gebäude wurden abgerissen und der Hang bepflanzt.
Historische Aufnahmen aus Wiedersberg
Mineralien
Da das Mineraliensammeln während der Betriebszeit wenig populär war, findet man Stufen aus Wiedersberg nur selten in den Sammlungen. Zu den absoluten vogtländischen Raritäten gehören die großen Fluoritoktaeder mit abgeflachten Ecken (Kombination Oktaeder/Würfel). Dabei waren die Kristalle zumeist mit einer dünnen Quarzschicht überzogen. Werner Quellmalz beschreibt hier Kantenlängen von bis zu 10 Zentimeter!. Weiterhin fanden sich auch Fluoritwürfel auf Milchquarzkristallen, schöner Malachit, Cuprit, Siderit. Mehr aus den tieferen Sohlen stammt auch Pyrit und Calcit. Weiterhin findet man oft in den Vitrinen ehemaliger Bergleute schöne glänzende Glasköpfe.


Der alte Schurf
Bis 1989 war das Mineraliensammeln in Wiedersberg tabu, da es im Grenzgebiet der DDR lag. 1995 wurden im Bergbaugebiet umfangreiche Sanierungsarbeiten durchgeführt, Betonplomben auf Schacht und Stollen gegossen, sowie ein sehr weit oben am Hang liegender Tagebau weitläufig umzäunt. Es handelt sich bei diesem Bergbaurelikt eigentlich nicht um einen Tagebau, sondern um einen Durchbau von der Stollensohle her, in dessen Inneren mehrere Rollen eingemauert sind. Aus diesem Grund besteht hier auch Einbruchsgefahr! Beim Begehen entdeckte ich dort im Hangenden ein Quarzband, von ca. 25 Zentimeter Breite, welches in lehmgefüllten Drusen herrliche Limonitstalaktiten bis 4 Zentimeter führte.Nach vielen weiteren Schürfarbeiten fand ich später in der Tiefe noch eine Druse im Quarz, deren Stalaktiten waren goldfarben angelaufen. Riesig war damals die Freude über die sehr attraktiven Stufen.
Der Neuschurf
In dieses harte Quarzband mussten wir uns nun hineinbeißen. Da war gutes Werkzeug angesagt. Nach dem Freilegen des Quarzes fanden wir zu unserer großen Freude im Bereich zum im Hangenden liegenden stark verwitterten Fluorit schöne Stücke mit Sideritkristallen als völlige Neuheit für uns. Der Siderit ist dunkelbraun glänzend und schon in Limonit umgewandelt, bildet aber ansehnliche Stufen. Auch hier fanden wir erstmals kristallisierten Goethit. Mit Stangen und Meißeln brachen wir nun die Quarzader auf. In den Hohlräumen der blanke Lehm. Wir müssen jedes Stück erst vorreinigen, um überhaupt zu sehen, sind Stalaktiten drin, sind Anlauffarben da?
Bei Verdacht wird alles eingepackt und den Hang hinuntergeschleppt. Danach geht's wieder rauf und weiter meißeln. Und so ging das in mehreren Einsätzen, bis der Quarz beim weiteren Vordringen immer weniger Hohlräume führte und wir aufgaben. Acht Stiegen Material konnten nun zu Hause durchgearbeitet und gereinigt werden. Die Spreu trennte sich vom Weizen und unsere Strategie ging auf. Einige ausgezeichnete Stufen mit Glasköpfen und Stalaktiten schwarz glänzend und auch mit Anlauffarben kamen zum Vorschein. Von den Mineralienarten her handelt es sich hauptsächlich um Limonit (hart, brauner Strich), seltener um Pyrolusit(weicher, schwarzer Strich).

Literatur: Steffen Pestel, Pyrolusit aus Wiedersberg, Lapis Jg.22Nr.9
Siegfried Gorny, Bergbau um Schönbrunn, Bösenbrunn-Grüne Tanne und Wiedersberg, Vogtländische Heimatblätter Heft3/2002
Werner Quellmalz, Die Mineralien des Vogtlandes, Sächsische Heimatblätter 1960
Sideritkristall